BodyZen - mit sanften Bewegungen und stillem Sitzen zur Mitte kommen
Mitte Oktober besuchte ich den BodyZen-Kurs bei Ursula Popp und Beat Streuli. Ich war neugierig und freute mich sehr auf die Kombination von Bewegungsübungen und Sitzmeditation.
Mit kleinen, sanften Bewegungen den Körper aufmerksam spüren
Morgens und nachmittags praktizierten wir jeweils Übungen der Basic Body Awareness Therapie (BBAT). Diese bestehen aus sanften und eher kleinen Bewegungen, die ich als sehr effektiv wahrnahm. Dank Beat Streulis ruhig gesprochenen Anleitungen fiel es mir leicht, mich auf das Erleben und Spüren meines Körpers einzulassen. Bei den Übungen im Liegen, Stehen, Gehen und Sitzen folgte ich aufmerksam meinen Empfindungen: Wie liege oder stehe ich gerade da? Wo spüre ich den Kontakt zum Boden? Wie fühlt es sich an? Wo bemerke ich Verspannungen? Wo fühlt es sich angenehm an?
Bei der BBAT geht es darum, während der Übungsausführung den Bezug zur sogenannten Mittellinie des Körpers herzustellen. Im Sitzen oder Stehen bewegten wir uns daher zuerst immer leicht hin und her. Ein Einpendeln, um das Gleichgewicht zwischen der nach unten gerichteten Schwerkraft und der nach oben gerichteten Haltung zu finden. Dort wo es sich gut und richtig anfühlte, befindet sich unsere Mittelachse. Diese liegt etwas weiter vorne, als ich dachte. Zudem richteten wir die Aufmerksamkeit auf unser «Bewegungszentrum» unterhalb des Brustbeins, auf der Höhe des Solarplexus. Immer wieder verwies Beat Streuli auf dieses Zentrum. Daraus sollen wir die Bewegungen initiieren, damit sie sich wie ein Fluss in unserem Körper ausbreiten. Auch der Kontakt zur Atmung spielt bei der BBAT eine wichtige Rolle. «Habt Vertrauen in eure Atmung und lasst sie selber arbeiten» riet uns Beat Streuli immer wieder. Ein gleichmässiger und leiser, die Bewegungen begleitender M-Laut war dabei sehr behilflich.
Für mich waren die Übungen im Liegen besonders ergiebig. Am Morgen des zweiten Kurstages hatte ich leichte Schmerzen im Kreuz. Es kann nur besser werden, dachte ich und lenkte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Ausführung der Übung. Als wir zum Schluss eine Weile lang ruhig liegen blieben, spürte ich zu meiner Überraschung eine wohlige Wärme an der zuvor schmerzenden Stelle.
Zen ist Anfängergeist
Mehrmals pro Tag sassen wir im Zendo, jeweils zwei Einheiten zu 25 Minuten. Dazwischen ein Kinhin – die Gehmeditation zwischen den Zazen-Einheiten. Die Körperwahrnehmungsübungen halfen mir, meinen Körper während dem Sitzen besser zu spüren und im Hier und Jetzt ganz präsent zu sein. Um dieses «Sein in der Gegenwart» geht es auch in der Zen-Meditation. Mit den Gedanken nirgends zu verweilen, sondern ganz in meiner Mitte und bei meinem Atem zu sein. Wenn ich mit den Gedanken abdriftete, unterstützte mich ein Satz unserer Kursleiterin Ursula Popp: «Zen ist Anfängergeist. Wenn du abgelenkt bist, kehre wieder zum Atem zurück. Ohne dich für die Ablenkung zu verurteilen, sondern ganz freundlich zu dir selbst. Jede Meditationseinheit, jeder Atemzug ist wieder ein neuer Anfang.» Mit der Zeit wurde ich immer geerdeter und fühlte mich wohl auf meinem Kissen in diesem wunderschönen Zendo.
BBAT und Zazen ergänzen sich optimal
Den BodyZen-Kurs kann ich allen empfehlen, die sich darin üben wollen, den Körper aufmerksam zu spüren und die (noch) nicht 6 bis 7 Stunden pro Tag Zen praktizieren möchten wie beim Sesshin oder beim Zazenkai. Die Abwechslung zwischen Bewegung und Zazen erlebte ich als enorm fruchtbar und sich gegenseitig ergänzend. Beides sind für mich Wege, die sich gut in meinen Alltag integrieren lassen.
Regula B.