Exerzitien – ein einmaliger Weg christlicher Spiritualität
Exerzitien sind ein intensiver spiritueller Übungsweg. Menschen, die sich darauf einlassen, können Durchbrucherfahrungen haben, die ihnen Klarheit über ihr Leben und ihre Berufung bringen. Im Lehrgang «Exerzitien und geistliche Begleitung», das im 2018 zum zweiten Mal durchgeführt wird, werden die Teilnehmenden befähigt, Exerzitien zu leiten und Menschen auf dem Weg der eigenen Berufung zu begleiten.
Am Samstag, 18.11. um 10:00 Uhr findet im aki Zürich (Hirschengraben 86, beim Central) eine Informationsveranstaltung für alle Interessierten statt.
Detailinformationen zum Lehrgang: lehrgang-exerzitien.info
(Erfahren Sie die Besonderheiten der Exerzitien im nachfolgenden Auszug aus einem Interview mit Lehrgangsleiter Bruno Brantschen, erschienen im Pfarreiblatt des Dekanats Zug)
Was ist das Spezielle an Exerzitien im Sinne von Ignatius?
Ignatius führt Menschen systematisch in die Gotteserfahrung ein. Dadurch erkennt und erfährt der Mensch immer besser den Willen Gottes. Ein wichtiger Inhalt von Exerzitien ist, Entscheidungen zu treffen. Indem ich die Heilige Schrift wie ein Spiegel vor mir habe, erkenne ich, wer ich selber bin. Eigentlich ist der Wille Gottes für mein Leben die Selbsterkenntnis. . Es geht um einen Weg der inneren Freiheit, indem ich mich frei mache von Dingen, von denen ich auf ungute Art abhängig bin, wie zum Beispiel dem Zwang zu konsumieren. In Exerzitien werden solche Abhängigkeiten freigelegt. Je freier ich werde, umso mehr bin ich der Mensch, wie ich von Gott gemeint bin. Exerzitien sind auch eine Gebetsschule, eine Meditationsschule in einem klar strukturierten Prozess. Das ist ein guter Kontrapunkt zur heutigen Eventgesellschaft. Sehr oft hüpfen wir von Event zu Event, erleben gar nicht wirklich und verdauen auch nicht. Ignatius sagt, dass es wichtig ist, mutig Erfahrungen zu machen und auch darüber zu reflektieren. Er braucht dafür das Wort «verkosten». Diese Verbindung von Erfahrung und Reflexion wird in Exerzitien eingeübt. Ich «verschwimme» also nicht einfach mit der Erfahrung, die ich mache. Ich trete immer wieder einen Schritt zurück und reflektiere darüber, was an mir geschieht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt im spirituellen Leben. Reflexion ist der eigentliche Akt der Freiheit.
Und warum finden Exerzitien im Schweigen statt?
Viele Menschen beschäftigen sich andauernd mit etwas. Sie lassen sich ohne Unterbruch berieseln und sind konstant im Multitasking. Wir laden in den Exerzitien dazu ein, Handys abzustellen, nichts zu lesen als das, was sie von uns bekommen. Diese Reduktion kann unbequem sein und Angst machen. Doch Stille ist das Grundelement von Exerzitien. Ohne Stille geht es nicht. Durch sie wird Achtsamkeit geschärft und das Hören, das innere und auch das äussere. Das funktioniert nicht, wenn ich mich die ganze Zeit mit Tönen und anderem animiere. Stille hilft auch, den Genuss zu schärfen, z.B. das Essen wieder bewusst wahrzunehmen. Zur Stille braucht es eine Entscheidung. Und es wird sofort sehr unterhaltsam, weil man sich selber begegnet. In der Stille erkenne ich mich selber. Erst wenn ich meine Identität kenne, werde ich ein Mensch, der wirklich im Dialog anderen Menschen und der Welt begegnen kann.
Welchen Stellenwert hat die Exerzitien-Begleitung?
Wir lassen die Exerzitien-Teilnehmenden mit ihren Erfahrungen nicht einfach allein. Es gibt täglich die Möglichkeit zum Gespräch.
Menschen kommen oft nach langer Suche, wie Verdurstete, in Exerzitien. Sie benützen gerne die Gelegenheit, jemandem ihre Lebensgeschichte auszubreiten. Oft suchen sie auch ganz konkret einen Rat, um Erfahrungen einordnen zu können. Solche Gespräche sind ganz grundsätzlich eine Spezialität des Lassalle-Hauses. Menschen können im Spiritualitätsmarkt förmlich ertrinken. Wir sagen: Wir haben vier bewährte spirituelle Wege - Zen, Kontemplation, Exerzitien und Yoga. Es ist gut, sich auf einen einzulassen, den eine Weile zu gehen und von da aus die Welt zu erleben.
Interview: Ruth Eberle