Interview mit Konstantin Wecker
Interview mit Konstantin Wecker
Ein kämpferischer Liedermacher und ein mittelalterlicher Mystiker treffen sich…
Was wie der Anfang einer Anekdote klingt, ist bereits geschehen: Konstantin Wecker, bekannt für seine engagierten Lieder, hat den Dominikanermönch, Theologen und Philosophen Meister Eckhart für sich entdeckt. Das besondere an Meister Eckhart: er hat sich für eine spirituelle Lebenspraxis im Alltag stark gemacht. Seine Thesen provozierten – dafür wurde er gegen Ende seines Lebens sogar der Ketzerei angeklagt. Er inspirierte Philosophen und Sprachwissenschaftler, sein Denken baut Brücken zwischen den Religionen. Wo ist der gemeinsame Nenner zwischen Mönch, Mystiker und Musiker? Konstantin Wecker hat einige Fragen dazu beantwortet:
Konstantin Wecker, was fasziniert dich an Meister Eckhart?
Sein bedingungsloses Vertrauen in den «Urgrund allen Seins», den er Gott nennt.
Meister Eckhart ist in seiner Zeit oft angeeckt – du bist auch ein unbequemer Liedermacher und singst oft gegen Missstände an: was verbindet euch zwei sonst noch?
Vielleicht dass ich - um den Meister zu zitieren - ab und zu mal in den „Grund zurückkehren kann, aus dem ich gekommen bin.“
Dein Album von 2015 trägt den Titel «Ohne warum» – ein Zitat von Eckharts «sunder warumbe». Entspricht das der Wecker’schen Mystik?
Sunder warumbe - ohne warum. Die Rose blühet ohne warum….
Unsere Gesellschaft bewegt sich vermehrt im Haben-Modus. Was tust du persönlich dafür, um im Seins-Modus zu verweilen?
Ich habe das grosse Glück, immer wieder mal in einem Zustand des kreativen Rausches im Sein-Modus verweilen zu dürfen: Beim Dichten wie beim Musizieren. Meine Gedichte waren schon immer klüger als ich.
Wenn du Meister Eckhart begegnen könntest, was würdest du ihn fragen?
Ich würde ihn bitten, mich zu umarmen.
Konstantin Wecker tritt am Samstag, 2. November im Rahmen der Eckhart-Tagung im Lassalle-Haus auf.
Liederabend und Gespräch mit SRF-Journalisten Norbert Bischofberger, 20 Uhr.