Inneres Wachstum und intellektuelle Herausforderung
Ein grosses Interesse für Theologie hatte Franziska Zúñiga schon immer. Die Universitätsdozentin und Lehrgangsleiterin des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft an der Uni Basel hat denn auch neben der Pflegewissenschaft einen Master in Biblical Studies in den USA erlangt. Im Lassalle-Haus besuchte sie 2007-2013 den Exerzitien-Lehrgang und zuletzt 2015-2018 den Lehrgang Christliche Spiritualität. Wir haben sie zu ihren Erfahrungen im diesem Lehrgang befragt.
Was waren Ihre Beweggründe, diesen Lehrgang zu absolvieren?
Ich gehe schon seit vielen Jahren im Lassalle-Haus ein und aus und habe hier bereits den Exerzitien-Lehrgang besucht. Während es da um die Auseinandersetzung mit einer Bewegung innerhalb der christlichen Spiritualität geht, der des Ignatius von Loyola, wollte ich auch die Tradition der christlichen Mystik in seiner ganzen Bandbreite kennen lernen.
Sie sind Universitäts-Dozentin im Bereich Pflegewissenschaft: wie spannen Sie den Bogen zwischen dem Lehrgang und Ihrer Tätigkeit?
Neben der Pflegewissenschaft habe ich mich schon immer für Theologie interessiert, habe auch ein Master-Studium absolviert – so gehören beide Gebiete zu meinem Leben. Einen konkreten Bezug zum Inhalt meiner Arbeit an der Universität hatte diese Weiterbildung nicht, obwohl in der Pflege Spiritualität ein grosses Thema ist, so dass sich durchaus Berührungspunkte ergeben.
Welchen persönlichen Gewinn hat Ihnen diese Weiterbildung gebracht?
Die akademische Welt ist ein hoch kompetitives Umfeld. Durch den Lehrgang konnte ich einüben, präsent zu sein für mein Gegenüber, aus der Stille zu schöpfen. Auch gelingt es mir besser, mich darauf zu besinnen: Was sind meine Werte im Leben? Wessen Anerkennung ist mir wichtig?
Was hat Ihnen am meisten gefallen?
Das Beste war für mich die Kombination von intellektueller Herausforderung und der persönlichen Erfahrung, das Verkosten von innen her. Durch die Verbindung dieser zwei Ebenen kann man innerlich wachsen, und das ist es, was für mich diesen Lehrgang so einmalig macht.
Jedes Mal, wenn ich ins Lassalle-Haus komme, ist es für mich ein «ankommen» - hier komme ich zur Ruhe, pflege Zeit mit Gott.
Womit hatten Sie zu kämpfen?
Am ehesten noch mit Zeitressourcen! Zwischen den Treffen an der Lectio Spiritualis zu arbeiten war für mich schwierig. Doch das war ein Lernprozess, denn mittlerweile gelingt es mir einfacher, einen guten Rhythmus für meine diversen Projekte und für innere Sammlung und Meditation zu finden.
Gab es etwas, was Sie überrascht hat?
Jeder Mystiker, den wir kennen gelernt haben, war eine enorme Bereicherung. Einige haben mich sofort angesprochen, wie Teresa von Avila, mit anderen, etwa Bernhard von Clairvaux, konnte ich zu Beginn gar nichts anfangen. Im Laufe des Kurses hat sich meine Einstellung jedoch geändert, und ich konnte auch bei den «unbeliebten» Autoren spannende Seiten entdecken. Es gibt Phasen im Leben, in denen man etwas neu versteht, was vorher im Dunkeln lag – so hatte ich es mit den Mystikern.
Wem würden Sie den Lehrgang empfehlen?
Allen, die neugierig auf die reiche Welt der christlichen Spiritualität sind und die Bereitschaft mitbringen, sich ernsthaft mit sich selbst auseinanderzusetzen. In unserem Kurs waren auch Menschen, die keinen grossen Bezug zur Kirche hatten. Die Atmosphäre im Kurs ist sehr offen und bietet viel Raum für eigene Gedanken und den ganz eigenen Weg des Wachsens mit Gott. Für mich jedenfalls war der Lehrgang eine enorme Bereicherung!
Der nächste Lehrgang startet im November 2020.
Informationsanlass: Samstag, 8. Februar 2020, 14-16 Uhr, aki Zürich, Hirschengraben 86.