5. Aug. 2014: Unser erster Pilgertag: Von Innichen / San Candido über die Staatsgrenze nach Kartitsch in Osttirol
Zu Fuss nach Jerusalem - Pilgern von Südtirol nach Kärnten
Pilgern nach Jerusalem heisst: für den Frieden pilgern
Diese unsere Motivation kommt mir gerade in diesem Jahr in den Sinn: der Weg dieses Jahres ist getränkt vom Gedenken an die Kriegsereignisse des ersten Weltkrieges: Innichen liegt nach der Umsetzung der in Saint-Germain 1919 unterzeichneten Friedensverträgen nicht mehr in Österreich, sondern in Italien, da nach der Niederlage des Habsburgerreiches der südliche Teil Tirols zu Italien geschlagen wurde. Wir haben die Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich überquert, die man an Schildern und in der Natur kaum bemerkt, obwohl sie auch in menschlichen, politischen und gesellschaftlichen Belangen eine einschneidende Markierung ist. Auch wenn sich die Grenze seit der Mitgliedschaft beider Nachbarstaaten bei der Europäischen Union deutlich abgeflacht hat, besteht sie mehr unsichtbar, aber doch gravierend bei den Menschen.
Wir werden durch das Lesach- und das Gailtal laufen, die im Süden von den Karawanken begrenzt werden. In diesen Bergen verlief über mehrere Jahre die Front («Bergfront») zwischen Italien und Österreich. Viele Soldatenfriedhöfe, Gedenkstätten, verschlungene Soldatenpfade zeugen davon. Wahnwitzige Befestigungsanlagen, Bunker und Schutzeinrichtungen hatten die einander gegenüberliegenden Heere errichtet, wo gegnerische Soldaten und Generäle einander in die Augen schauen konnten. Grosse Zahlen von Menschen wurden von beiden aufs Spiel gesetzt, viele Todesopfer mussten auf beiden Seiten beklagt werden. Doch auch die Situation der gemischtsprachigen Gebiete in Unterkärnten beginnend am Unterlauf der Gail führte noch Jahre nach Kriegsende zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, der Streit dauert in einzelnen Fragen bis heute an.
Für Frieden wollen wir beten und laufen: Für Frieden und Versöhnung zwischen den entgegengesetzten Volksgruppen, zwischen Provinz und Hauptstadt, zwischen Menschen verschiedener Kulturen und Mentalitäten.
Franz Mali