Gut geschlafen? Was geträumt?
Es ist allseits bekannt: viele Menschen schlafen zu wenig oder sie schlafen schlecht. Dabei ist guter Schlaf wichtig für die Regeneration von Körper und Geist, für ein gesundes Immunsystem und einen gesunden Stoffwechsel. Während des Schlafes werden Gedächtnisinhalte aus dem Kurz- ins Langzeitgedächtnis überführt. Ausgeschlafen lassen sich auch eher gute, das heisst wohl durchdachte Entscheidungen treffen.
Seit Jahren befasse ich mich mit Zen-Meditation und mit Klarträumen. Häufig werde ich darauf angesprochen, wie man zu besserem Schlaf kommt und wie man einen Zugang zu den eigenen Träumen findet.
Für alle, die bereits Meditationserfahrung haben, ist daher der erste Tipp einfach zu befolgen: mit geschlossenen Augen in einem abgedunkelten Raum vor dem Schlafengehen etwa eine Stunde meditieren. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dies die Melatonin-Produktion im Gehirn intensiviert, so dass sich die Tiefschlafphasen in der ersten Nachthälfte verlängern und mehr REM (Traum)- Schlaf stattfindet. Auch Übungen aus Tai Chi, Yoga oder autogenem Training eignen sich, um vor dem Schlafen den Körper zu entspannen.
Was, wenn kreisende Gedankenketten einen nicht ein- oder durchschlafen lassen?
Auch hier hilft es, mit geschlossenen Augen im Sitzen in einem abgedunkelten Raum zu meditieren. Anstatt die immer gleichen Gedankenketten zu verfolgen, stelle ich mir aktiv vor, wie es wäre oder besser noch, wie es sich anfühlt, wenn die anstehenden Probleme wie durch ein Wunder gelöst wären. Dieses Wunder kann sich auf die eigene innere Haltung beziehen oder auf eine veränderte Umwelt.
Oft ist es nützlich, sich wie im autogenen Training auf seine Körperempfindungen zu konzentrieren, so wie beim Ausatmen alle Spannungen aus den Beinen, beim nächsten Atem aus den Schultern und dem Nacken, anschliessend aus den Armen fortfliessen, wie die Gliedmassen schwer werden und in der Unterlage versinken.
Persönlich konzentriere ich mich häufig beim Einschlafen auf ein Mantra oder auf das Koan «Mu» (Ein Mönch fragt Joshu in allem ernst: «Hat ein Hund Buddha-Natur oder nicht?» Joshu sagte: «Mu». «Mu» bedeutet wörtlich übersetzt «hat nicht» oder «nichts». Wenn man als Zen-Schüler mit diesem Koan übt, dann konzentriert man sich mit aller Kraft bei Tag und bei Nacht auf das Wörtchen «MU». «MU» ist wie das bija Mantra «Aum» eine Keimsilbe, die für das Unsagbare, jenseits von Bedeutung liegende steht, ein Mantra, unablässig wiederholt wird) und spüre nach, wie der Atem langsamer wird und sich der Körper entspannt.
Eine weitere Möglichkeit ist, sich beim Einschlafen auf die hypnagogen Bilder zu konzentrieren – das sind die Bilder, die man sieht, wenn man einschläft.
Merkt euch eure Träume! – Träume sind «Workshops der Evolution»!
Wozu sich an Träume erinnern? Im Träumen ist unser Alltags-Ich in Kontakt und in Wechselwirkung mit dem Unbewussten und damit mit «etwas» Grösserem, Umfassenderen. Der Traum ist der magische Spiegel, der nie lügt. Träume ermöglichen Heilung, Inspiration, Kreativität, Führung, Initiation und spirituelles Wachstum.
Wir «verschlafen» rund ein Drittel unseres Lebens – zum Glück, finde ich! Das gibt uns die Chance, die kreative Traumwelt zu erforschen und als Ratgeber und Ressource für unseren Alltag zu nutzen.
Wie kann man sich besser an seine Träume erinnern?
Den Einwand, den ich am häufigsten höre, ist «Ich kann mich aber praktisch nie an meine Träume erinnern!». Auch das lässt sich trainieren: zum Beispiel, indem man sich beim Einschlafen vornimmt, sich beim Aufwachen an die Träume der Nacht zu erinnern. Beim Erwachen ist es wichtig, sich zunächst einmal nicht zu bewegen - sonst sind die Gefühle des Traumes gleich von Körperempfindungen überlagert - und sich auf die verblassenden Traumfetzen zu konzentrieren, um sich mit der sinnlich-emotionalen Qualität der Träume in der Erinnerung zu verbinden. Ich habe mir angewöhnt, das Handy beim ins Bett gehen auf Flugmodus zu schalten, die Helligkeit des Handys herunterzudrehen und die Träume beim Erwachen, sei es mitten in der Nacht oder am nächsten Morgen mit dem Voice Recorder des Handys aufzunehmen. Wichtig ist auch, den Träumen der Nacht jeweils einen Traumtitel zu geben, der das wichtigste im Kern zusammenfasst.
Um seine Traumerinnerung richtig gut zu verbessern, ist es auch sehr hilfreich, anderen seine Träume mitzuteilen, sei es beim Frühstück, Mittag- oder Abendessen, bei Festen, an Geburtstagspartys oder in der Warteschlange vor der Kasse an der Migros. Es kann viel Spass bringen, mit anderen seine Träume auszutauschen. So bekommen sie Bedeutung, wir erfahren etwas sehr persönliches über uns und über andere. Träume schaffen Verbindung!
Noch einen Schritt weiter
Zum Schluss noch dies: die Weisheit liegt in uns, nicht ausserhalb. Darum lade ich alle ein, sich tiefer mit der Weisheit ihrer Träume zu befassen. Oder gar einen Schritt weiter zu gehen, und luzides Träumen zu erleben. Luzide Träume sind Träume in denen sich das Traumgeschehen bewusst beobachten und aktiv gestalten lässt. Wie, das erfahren Sie hier.
Herzlichen Gruss, guten Schlaf & spannende Träume
Peter Widmer