15.10.2015 12:05
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Filme mit anderen Augen sehen

Auf den ersten Blick mag die Kombination „Exerzitien und Film“ sowohl eingefleischte KinogängerInnen als auch erfahrene Exerzitanden irritieren, denn noch immer - und manchmal nicht einmal zu Unrecht - gilt der Film als vergleichsweise leichte, ja oberflächliche Kunst; und noch immer - und hoffentlich nicht zu Unrecht - sind Exerzitien ein Synonym für ernsthaftes und strenges Üben.

Exerzitien helfen, wenn ich mich eingehender fragen möchte: „Was habe ich in der vergangenen Zeit eigentlich gemacht?“ Sie können mir helfen, meinen Kompass neu auszurichten; wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe und diese Entscheidung auf christlicher Grundlage fällen möchte oder wenn ich mich ernsthaft frage, zu welchem Leben ich als Christin, als Christ eigentlich berufen bin. In all diesen Fällen haben sich Ignatianische Exerzitien schon ungezählte Male als sehr hilfreich erwiesen.

Wir gehen davon aus, dass passende Filme jene Dynamik, welche in den Exerzitien angestrebt wird, unterstützen oder sogar verstärken. Zuweilen werden uns ja vor der Leinwand Szenen unseres eigenen Lebens, die uns längst entglitten waren, neu bewusst. Bilder können sich tief ins Gemüt, in die Seele einbrennen und länger nachwirken als Worte; zumal dann, wenn sie sich langsam aneinander reihen. Und von Bildern kann eine eminent reinigende Wirkung ausgehen. All diese Phänomene weisen darauf hin, dass Filme ein Medium sind, das jenen Aufbruch zum neuen Leben, den die Ignatianische Exerzitien anzielen, unterstützt und vertieft.

Filme spirituell erfahren geschieht dann, wenn sich Menschen der Kombination „Film und Exerzitien“ aussetzen; dann, wenn sie im Schweigen meditieren und im Ignatianischen Stil beten wollen; dann, wenn sie Eucharistie feiern und sich täglich von einem Film inspirieren lassen wollen, der erzählt, wie Menschen in den Spannungsfeldern von „Revolte und Moral“ und „Freiheit und Zwang“ aufbrechen.
Die nächste Gelegenheit dazu haben Sie vom 1.-11. November 2015 im Lassalle-Haus.

Franz-Xaver Hiestand SJ und Christof Wolf SJ

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