Das Vinschgau - eine alte Kulturlandschaft
Die Blog-Sommerserie
Nun sind wir durch das ganze Vinschgau gepilgert. Mit den endlosen Apfelplantagen, der wasserreichen Etsch, dem sonnig-angenehmen Wetter - und den Schlangenhäuten am felsigen Wegrand, könnte man sich im Paradies wähnen. Von welchem der unzähligen Bäume darf der Mensch nicht essen? Doch beim zweiten Blick ist klar, dass das Vinschgau nicht das Paradies ist. Nicht nur der rege Autoverkehr im Tal passt nicht dazu, sondern vor allem die alten Kulturgüter: Heute allein gingen wir am Schloss Goldrain, dem Schlossbell und dem Schloss Juval vorbei. Alles mittelalterliche Burgen. Dann die alten Waalwege, die das Wasser den Hängen entlang leiten. Ein Jahrhunderte altes Bewässerungssystem, unerlässlich um das trockene Tal zu bebauen. Schliesslich aber vor allem die alten Kirchen und Kapellen. Wir feierten Gottesdienst in der Prokloskapelle in Naturns. Da sind Fresken aus dem 7. Jh. zu bewundern, aus vorkarolingischer Zeit. Darüber Fresken aus der Gotik. Da wird Heilsgeschichte an den Wänden vergegenwärtigt, wie wir dies heute kaum mehr können. Eine alte Kulturlandschaft durchpilgern wir. Wir sehen uns in eine Geschichte gestellt, eine Tradition. Gemeinschaft über die Zeiten hinweg. Beim schweigenden Gehen liessen wir die Eindrücke nachklingen.
P. Dr. Christian M. Rutishauser SJ