Am Wendepunkt zwischen Fasnacht und Fastenzeit
Auf der Kippe
Die laute, farbige „Chesslete“ in Zug dröhnt noch in unseren Ohren nach, und schon lauert morgen der Aschermittwoch und mit ihm der Anfang der Fastenzeit. Andernorts ist der Höhepunkt der Fasnacht heute, am Mardi Gras. Es wird nochmals richtig Klamauk gemacht, die Bäuche vollgeschlagen, bevor die Fastenzeit den „weltlichen“ Genüssen für 40 Tage den Hahn zudreht. Wobei: so strikt wie früher – sagen wir im Mittelalter – wird die Fastenzeit ja nicht mehr befolgt. Damals wurden Fleisch, Eier, Milchprodukte und Alkohol von der Speisekarte gestrichen. Zu streng, fanden einzelne Herrscher, und erkauften für ihr Haus vom Papst einen „Butterbrief“, der ihnen erlaubte, während der Fastenzeit nicht auf Butter zu verzichten.
Die Fastenzeit – wie so vieles, das eine religiöse Färbung hat – wurde in den privaten Bereich verschoben. Als ich ein Kind war, war es für uns selbstverständlich, während der Fastenzeit auf etwas zu verzichten. Vor ein paar Jahren habe ich diesen Brauch wieder aufgenommen – und zum Beispiel für 40 Tage keine Schokolade angerührt. Letztes Jahr haben wir „en famille“ auf Dessert verzichtet – wobei wir uns den Kindern zuliebe einen kleinen „Butterbrief“ zulegten, der besagte, dass der Verzicht nicht bei Einladungen gilt. Die Versuchung wäre wohl zu gross gewesen, ebenso der Erklärungsbedarf. Aber liegt der Sinn des Verzichtens nicht darin, auch den Versuchungen zu widerstehen? Wieviel einfacher wäre es, wenn während dieser Zeit auch das Küchenteam im Lassalle-Haus seine (sehr verführerischen) Backkünste niederlegen würde… Ich bin gespannt, ob ich es dieses Jahr ohne Butterbrief schaffe. Und ich bin auch gespannt zu lesen, wie andere der Fastenzeit begegnen.
PS: Das Bild dazu ist ein Klassiker zu diesem Thema, Pieter Brueghels "Kampf zwischen Karneval und Fastenzeit".